Pool-Wettkämpfe im Apnoetauchen: die wichtigsten Regeln
Du machst bei einer Pool-Competition im Apnoetauchen mit, aber bist dir noch nicht so sicher, wie das eigentlich abläuft und worauf du achten musst? Kein Problem! Wir haben ein paar Tipps für den reibungslosen Ablauf des Wettkampfes nach Regeln von AIDA.
Eine Freediving-Competition ist ein besonderes Erlebnis
Um an einem Wettkampf im Apnoetauchen mitzumachen, musst du nicht an den Nationalrekorden kratzen. Für viele Sportlerinnen und Sportler sind Wettkämpfe eine Möglichkeit, ihr Können aus dem Training offiziell unter Beweis zu stellen, für andere sind die Wettkämpfe vor allem ein Austausch mit Gleichgesinnten. Denn mal ehrlich: Unsere Community ist immer noch recht klein und verstreut.
Doch obwohl die meisten von uns den Wettkampf eher als ein Miteinander als ein Gegeneinander sehen, geht es strukturiert und nach offiziellen Vorgaben vor. Damit du beim Einstieg ein wenig Orientierung hast, bekommst du hier von der Anmeldung bis zum Surface Protocol ein paar Tipps von uns.
Vor der Comp: Medical, Announcements und Briefing
Bereits bevor du zur Event-Location kommst, musst du an ein paar Dinge denken und Dokumente einreichen. Hier das Wichtigste.
Die TTU/ Das Medical Form
Deine Tauchtauglichkeitsuntersuchung (TTU) ist deine medizinische Bestätigung, dass dein genereller gesundheitlicher Zustand mit dem Apnoetauchsport vereinbar ist. Die TTU muss von einem Arzt unterschrieben sein. Sie darf am Wettkampftag nicht älter als ein Jahr sein, auch wenn viele Ärzte sie mit einem längeren Gültigkeitsdatum ausstellen. Die TTU sollte vor der Competition beim Veranstalter eingereicht werden. Entweder geschieht dies über die Website von AIDA International oder per Mail an den Veranstalter. Dies wird dir mitgeteilt werden.
Announced Performances
Auch deine Announced Performances (APs) müssen vor der Competition eingereicht werden, damit der Veranstalter die Startlisten erstellen kann. In den APs gibst du an, welche Zeit oder Strecke du mindestens tauchen wirst. Es lohnt sich, hier konservative Zahlen anzugeben: Für eine Realized Performance (RP), die über der AP liegt, wirst du nicht bestraft. Allerdings gibt es eine gelbe Karte und Punktabzug, wenn dein Tauchgang unter deinen Angaben liegt. Warum dann überhaupt die AP? Auf Basis der APs werden die Startlisten erstellt. In der Regel heißt das: Wer niedrige Zahlen angibt, startet früher.
Startlisten
Nachdem alle Athletinnen und Athleten ihre APs eingereicht haben, werden die Startlisten erstellt und im Vorfeld an die Teilnehmer geschickt. Dies geschieht spätestens am Abend vor der Competition. In Pool-Wettkämpfen kann die Startliste jedoch auch wesentlich früher verschickt werden, damit Athletinnen und Athleten noch Anpassungen ihrer APs vornehmen können, beispielsweise damit sie in Statik nicht gleichzeitig mit denjenigen Athletinnen und Athleten starten, die sie eigentlich coachen wollten.
Verpflichtendes Briefing für alle Starter
Im Competition Briefing teilen die Veranstalter, Wettkampfrichter und gegebenenfalls die Safeties den Athletinnen und Athleten wichtige Informationen für den reibungslosen Ablauf des Wettkampfes mit. Du erfährst, wo die Aufenthaltsbereiche und Warm-Up-Zonen sind und in welchen Bahnen getaucht wird. Ebenso bekommst du ein generelles Sicherheits-Briefing und Hinweise zu den spezifischen Regeln der Location. Das Briefing kann online erfolgen, in Präsenz am Vortag des Wettkampfes oder am Tag des Wettkampfes mit der Anmeldung.
Am Wettkampftag: Das passiert vor deinem Tauchgang
Selbst am Tag des Wettkampfes kannst du nicht einfach nur ins Wasser springen und tauchen. Es gibt einige Regeln, die du beachten musst, damit der Wettkampf fair und ohne Störungen abläuft. Bitte achte während der gesamten Zeit darauf, andere Athletinnen und Athleten nicht zu stören. Während die einen gerne noch leise tuscheln, mögen die anderen lieber absolute Ruhe und Konzentration.
Für Fragen wendest du dich ans Wettkampfbüro. Die Judges und Safetys solltest du während des Wettkampfs nicht stören. Sie sind rundum beschäftigt. Stelle auch sicher, dass Freunde und Familie, die dir beim Wettkampf zusehen wollen, über die Regeln informiert sind und diese befolgen.
Registrierung: Diese Dinge darfst du nicht vergessen
Damit die Veranstalter wissen, dass du am Wettkampf teilnimmst, musst du dich zuvor registrieren. Achtung: Die Registrierung ist nicht zu verwechseln mit dem Check-In, den du spätestens 60 Minuten vor deiner Startzeit in jeder Disziplin vornehmen musst. Bei der Registrierung wird lediglich überprüft, ob alle deine Dokumente gültig sind. Folgende Dinge musst du dabeihaben, um dich zu registrieren.
- Gültiges Ausweisdokument (Personalausweis oder Reisepass)
- Tauchtauglichkeitsuntersuchung (sofern nicht schon online eingereicht)
- Medizinische Selbsterklärung (bestätigt deinen aktuellen Gesundheitszustand)
- Für Minderjährige: Einverständniserklärung der Eltern
- ist auch eine Zustimmung der Datenschutzerklärung nötig
Nachdem du dich registriert hast, kannst du endlich deine Dokumente wegpacken und dich auf das Tauchen konzentrieren. An einigen Wettkämpfen wird auch die Registrierung mittlerweile online vorgenommen, wenn bereits alle Dokumente übermittelt worden sind.
Check-In: Verpasse nicht deine Anmeldung für den Tauchgang
Spätestens 60 Minuten vor deiner Startzeit (dem Official Top, oder kurz OT) musst du dich für jede Disziplin am Check-In Desk melden. Spä-tes-tens! Erscheinst du 59 Minuten vor deiner Performance am Check-In, hast du dich leider für diese Disziplin disqualifiziert. Gültig ist die offizielle Wettkampfzeit, nicht deine eigene Armbanduhr. Im Briefing wird auf die offizielle Zeit hingewiesen und wo diese abzulesen ist.
Nachdem du deinen Check-In vorgenommen hast, darfst du dich nicht mehr aus der Sichtweite der Jury oder Safetys entfernen. Genaue Informationen zum erlaubten Aufenthalt wird dir beim Briefing mitgeteilt. Durch die Regelung sollen unfaire Handlungen wie das Einatmen von purem Sauerstoff vor dem Wettkampf vermieden werden. Selbst für den Gang auf die Toilette musst du theoretisch um Erlaubnis bitten.
Warm-Up, Transition und Competition Zone
45 Minuten vor deiner Startzeit, darfst du die Warm-Up-Zone betreten. Dies ist ein Bereich im Wasser, indem du dich auf deinen Tauchgang vorbereiten kannst. Dort wird dir auch ein Safety bereitgestellt, der aber eventuell mehrere Starter betreut. Achte darauf, dass du nach deinem Warm-Up nicht direkt in eine andere Zone wechselst, vor allem nicht in die Competition Zone. Wenn du deine Vorbereitung abgeschlossen hast, musst du warten, bis die Transition Zone frei ist, anschließend kannst du dort warten, bis du die Competition Zone betreten darfst. Wenn du unsicher bist, wo du dich aufhalten darfst, frage den Safety im Warm-Up-Bereich um Rat.
In allen drei Bereichen (Warm-Up, Transition, Competition) ist auch dein Coach erlaubt. Er darf jedoch bei Streckendisziplinen (DNF, DYN, DYNB) nicht mit auf deiner Bahn sein.
Die wichtigsten Regeln bei einer Freediving-Competition
Die Rules and Regulations im Freediving sind lang. Hier wollen wir nur die wichtigsten Regeln behandeln, für mehrere Details findest du die Regeln im Downloadbereich auf der Website von AIDA International (AIDA Competition -> Documents for Athletes and Judges -> AIDA Rules and Regulations) .
Der korrekte Start beim Pool-Apnoetauchen
Spätestens zwei Minuten vor deinem Start darfst du die Competition Zone betreten, häufig früher. Allerdings muss die Bahn vom vorherigen Starter geräumt sein. Die Erlaubnis zum Betreten erhältst du von den Safetys oder Judges.
Vor deinem Start hörst du einen Countdown auf Englisch, entweder von den Judges oder als Tonaufnahme.
- Startest du vor deiner Startzeit, der Official TOP (OT), bekommst du eine gelbe Karte und einen Punkt Abzug pro fünf Sekunden Frühstart
- Startest du in einem Zeitfenster von 10 Sekunden nach OT, ist der Start korrekt
- Startest du 10 Sekunden bis 30 Sekunden nach OT, bekommst du eine gelbe Karte und einen Punkt Abzug für jedes 5-Sekunden-Intervall nach den erlaubten 10 Sekunden.
- Startest du 30 Sekunden nach OT oder später, bekommst du eine rote Karte und dein Tauchgang ist ungültig.
Beachte, dass du beim Start die Wand berühren musst (mit einem Körperteil oder den Flossen) und deine Atemwege spätestens nach einem Meter unter Wasser sein müssen.
Dein Tauchgang: Regeln für das Pool-Apnoetauchen
Es gibt viele Regeln, die du während deines Tauchgangs beachten musst. Das meiste kennst du sicher aus deinem Training.
- Bleib in deiner Bahn: Behinderst du andere Athlettinen und Athleten oder tauchst du in der falschen Bahn auf, bekommst du eine Strafe.
- Berühre die Wand bei der Wende: Am besten berührst du sie oberhalb der Stufe, sofern sie vorhanden ist, ansonsten gibt es ebenfalls Abzug in der Distanz. Berührst du die Wand am Poolende bei der Wende nicht, gibt es jedes Mal Punktabzug. Wendest du ohne Berührung mehr als einen Meter vor dem Beckenende, wirst du disqualifiziert.
- Achte auf deine Technik: In der Disziplin CWTB, darfst du keine Dolphin-Kicks mit deinen Bifins machen. In der Diszipline CWT ist dies jedoch erlaubt, wenn du nicht ohnehin mit Monofin tauchst.
- Ziehe dich nicht vorwärts am Seil oder Beckenrand entlang: Du darfst den Beckenrand oder die Seile nur nutzen, wenn du aufgetaucht bist.
Wenn dir wichtige Regeln unklar sind, ließ sie in den Rules and Regulations nach oder frage beim Briefing die Wettkampfrichter.
Das Surface-Protocol
Der wohl am kritischsten betrachtete Part deines Tauchgangs ist dein Surface-Protocol. Das Surface-Protocol musst du spätestens 15 Sekunden, nachdem deine Atemwege über Wasser sind, abschließen.
Das Surface-Protocol läuft korrekt so ab:
- Das Surface-Protocol beginnt mit dem Entfernen des Equipments (Maske, Schwimmbrille, Noseclip)
- Visuelles Okay-Zeichen in Richtung des Wettkampfrichters
- Verbale Bestätigung „I’m Okay“ oder „I am Okay“, keine deutsche Übersetzung und keine Alternativen Formulierungen sind erlaubt. Das Surface-Protocol gilt danach als abgeschlossen.
Folgende Dinge sind nicht erlaubt.
- Die Atemwege dürfen nach dem Auftauchen nicht wieder unter Wasser geraten, bis die Wettkampfrichter dir eine Karte zeigen. Auch nicht, wenn das Surface-Protocol bereits abgeschlossen ist.
- Es ist keine Wiederholung des Okay-Zeichens während des Surface-Protocols erlaubt. Hast du einmal die Finger beim Okay-Zeichen voneinander gelöst, darfst du es nicht wiederholen, bis du durch die Worte „I’m Okay“ das Surface-Protocol abgeschlossen hast. Allerdings darfst du vor dem Entfernen deines Equipments und nach dem verbalen „I’m Okay“ mit deinen Händen anstellen, was du möchtest, da es nicht im Rahmen des Surface-Protocols geschieht.
- Du darfst während deines Surface Protocols (vom Entfernen des Equipments bis zum „I’m Okay“ nur einmal mit der Hand über dein Gesicht wischen. Zusätzliche Gesten und Bewegungen können zur roten Karte führen.
- Nach dem Auftauchen darf dich weder Safety, noch dein Coach berühren, bis eine Karte gezeigt wird.
- Nur dein Coach darf dir Hinweise geben. Freunde und Verwandte sowie Safetys und weitere Personen dürfen sich nicht verbal einmischen.
Denke vor und nach dem Surface-Protocol daran, eine saubere Recovery-Atmung konsequent durchzuführen, damit du deine Sauerstoffreserven wieder auffüllst. Viele Blackouts oder Airways-Dips geschehen nach dem Protocol.
Proteste sind beim Freediving-Wettkampf erlaubt
Irren ist menschlich – auch Wettkampfrichter machen Fehler. Diese solltest du jedoch niemals persönlich nehmen und jede Entscheidung zunächst höflich respektieren. Falls du der Meinung bist, dass eine Entscheidung der Jury nicht korrekt war, wird dir die Möglichkeit zum Protest gegeben. Dies ist innerhalb von 15 Minuten nach dem Vorkommen eines Regelbruchs und innerhalb von 15 Minuten nach der Verkündung der vorläufigen Ergebnisse möglich.
Der Protest direkt nach dem Vorkommen eines Regelbruchs lohnt sich in Situationen, in denen du durch andere Athleten, Personen oder Vorkommnisse benachteiligt worden bist – zum Beispiel, wenn ein anderer Athlet oder eine Athletin deine Bahn gekreuzt hat. Im Rahmen der Möglichkeiten könnte die Jury dann spontan entscheiden, dir einen neuen Tauchversuch zu ermöglichen. Dies ist jedoch nicht immer möglich.
Wesentlich häufiger finden Proteste statt, wenn Athleten mit der Entscheidung der Jury nicht einverstanden sind, beispielsweise bei der Bewertung des Surface-Protocols. Diese Proteste solltest du 15 Minuten nach Verkündung der vorläufigen Ergebnisse einlegen. Die Jury wird anschließend anhand der Video-Aufnahmen beraten, ob sie dem Protest stattgibt oder nicht.
Übrigens kannst du auch jederzeit gegen die Bewertung anderer Athletinnen und Athleten protestieren – beispielsweise, wenn sie eine weiße Karte bekommen haben, obwohl das Surface Protocol nicht korrekt durchgeführt wurde. Auch dies solltest du innerhalb der 15 Minuten nach der Verkündung des vorläufigen Ergebnisses tun – und auch nur, wenn du dir wirklich sicher bist.
Proteste kosten in der Regel 50 Euro. Sollte dem Protest stattgegeben werden, erhältst du die Gebühr zurück. Sollte er abgelehnt werden, behält der Veranstalter die Gebühr. Dadurch sollen übermäßige Proteste ohne ordentliche Grundlage vermieden werden.
Viel Erfolg bei deinem Wettkampf
Mit diesen Tipps solltest du gut auf deinen Wettkampf vorbereitet sein. Achte auf deine Fristen und Pünktlichkeit. Viele Athletinnen und Athleten schreiben sich ihre Check-In-Zeit, die Warm-Up-Zeit und die OT auf die Hand, damit sie nicht ständig darüber nachdenken müssen. Denk daran, dass du für jede Disziplin, in der du tauchst, erneut einchecken musst.
Ansonsten solltest du den Wettkampf nicht nur als Konkurrenzkampf sehen, sondern als Möglichkeit, dich mit gleichgesinnten Sportlerinnen und Sportlern auszutauschen. Auf unseren Wettkämpfen von AIDA Deutschland herrscht immer eine sehr gute Stimmung. Wir freuen uns jedes Jahr, wenn neue Gesichter auftauchen und sich unserer Community anschließen.